Freitag, 7. April 2017

Thailand

Nach 7 Wochen in Myanmar gönnten wir uns eine Pause vom Reisen. In Pai, einem Aussteigernest im Norden Thailands, fanden wir ein Projekt, welches nachaltige Entwicklung von Tourismus und den kulturellen Austausch fördern will. Wir durften uns für vier Wochen beim Bau von zwei Erdhäusern nützlich machen, welche als Schlafsäle für zukünftige Projektteilnehmer dienen sollen. Wir nächtigten solange endlich wieder einmal in einem Zelt. Für vier Wochen hatten wir wieder eine regelmässige Tagesstruktur, ein Schlafplatz und eine Küche. Gleich an unserem ersten Wochenende bot sich uns die Gelegenheit das Engagement des Vereins näher kennenzulernen. Es ging für ein Wochenendworkshop in ein Kayan Dorf nahe Mae Hong Son an der thailändisch-burmesischen Grenze. Die Kayans - eine der vielen Ethnien Myanmars - sind wegen des andauernden Bürgerkriegs in Myanmar aus der angrenzenden Shan Provinz nach Thailand geflüchtet.. Seit bald 30 Jahren leben die Meisten von ihnen völlig entrechtet in drei grossen Flüchtlingscamps in der nördlichen Provinz Mae Hong Son. Die überwiegende Mehrheit lebt ohne Papiere, ihnen wird das Reisen innerhalb Thailands selbst innerhalb der Provinz nur bedingt und mit einer zubeantrageden Erlaubnis gewährt. Nur einigen auserwählten (Sarkasmus!), wegen ihrer traditionellen Halsreifen besonders für den Tourismus geeigneten Familien, hat die thailändische Regierung das siedeln in kleinen Dörfern genehmigt. Da es ihnen untersagt ist zu arbeiten, ist der Tourismus ihre einzige Einkommensquelle. Der Besuch von Touristen in organisierten Gruppen, welche den Kayans durchs Dorf latschten und Fotos von den sogenannten "Giraffenfrauen" oder long-neck machten, führte zunehmend zu Unmut unter den Kayans. Hier kommt nun die Organisation von Christina Jordan ins Spiel. Sie wurde über Umwege auf die Situation der Kayans aufmerksam gemacht und gebeten ihnen bei der Entwicklung von nachhaltigerem Tourismus zu helfen. So entstand auch das Konzept für unseren Wochenend Workshop.



Wir verbrachten ein Wochenende im Dorf schliefen bei einem jungen Ehepaar - Mu Hau ist 22 Jahre alt und seit sieben Jahren verheiratet- und wurden von ihnen traditionell bekocht. Nachmittags und morgens organisierten sie Workshops und so lernte Adrian wie man Kuhglocken und Trinkflaschen aus Bambus  herstellt während Zoe Armreifen schmiedete und eine Kayan Figur aus Holz schnitzte. Abends führte man uns - etwas unmotiviert - traditionelle Musik und Tänze vor. Unsere Gastgeberin war besonders unerfreut, da die Präsentation genau zur Sendezeit ihrer Lieblingssoap fiel. Wir machten uns nach der Aufführung mit ihr schleunigst auf den Nachhauseweg, wo wir auf einem, mit Solarenergie betriebenen Minifernseher die Thaisoap schauten. Auch ohne Übersetzung erschlossen sich uns die Abgründe dieses Liebesdramas.
Der Workshop fand in dieser Form zum dritten Mal statt und war für uns ein grossartiges Erlebnis. Die Workshops führen dazu, dass nicht die Frauen mit ihrem Halsschmuck die Attraktion des Besuchs sind, sondern die Kayans mit ihrem Wissen, ihrer Kunst und ihrem Handwerk. Neben all dem waren die schönen, geschmückten Frauen eines von vielen Produkten. Für uns entstand der Eindruck, dass den Dorfbewohnern der Tourismus auf diese Weise angenehm war, auch wenn man mit der Musik- und Tanzeinlage etwas ins alte Tourismusschema fiel von Objekt und Betrachter. Das Übernachten bei Mu Hau machte unseren Besuch um vieles persönlicher und wir hatten die Gelegenheit uns über alltägliche Dinge aus unserer und ihrer Kultur auszutauschen. Wir lernten jedoch viel über die alltäglichen Probleme der Kayans als Flüchtlinge ohne Staatszugehörigkeit in Thailand.
Mit einer äusserst tollen Erfahrung im Gepäck machten wir uns auf unserem gemieteten Scooter auf der kurvenreichen und mit Waldbränden gesäumten Strasse zurück nach Pai.




Zurück in Pai lernten wir Häuser zu bauen aus Lehm, Schlamm, Sand und Stroh und ein paar thailändische Gerichte zu kochen. Zudem hatten wir die Gelegenheit beim Bau einer Schule mitzuwirken. Etwas zu bauen nur mit den Ressourcen, welche die Natur bereit hält war für uns beide eine prägende Erfahrung. Wir nutzen die Gelegenheiten, die unser längerer Aufenthalt an einem Ort mit sich brachte und die zur Verfügung stehenden Einrichtungen - besonders die Küche- auch für alltägliche Freuden, wie wieder einmal Pancakes zum Frühstück zu braten und einen Zopf zu backen.




1 Kommentar:

  1. Ich hoffe ihr habt gut aufgepasst beim Haus bauen. Steuere gerne den Schlamm bei damit ihr in der Schweiz euer Eigenheim erstellen könnt 😉. Viele Grüsse, ich freue mich schon auf den Bericht aus dem Reich der Mitte Andreas

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