Dienstag, 25. September 2018

Quilotoa und la fiesta Mama Negra

Nachdem wir die Besteigung des Rucu Pichincha bei Quito abbrechen mussten, da Regen aufzog, sind wir die nach Saquisili gereist wo wir den Markt besucht haben. Hier konnte man wirklich fast alles kaufen. Die Unterscheidung des Tiermarkts in Meerschweinchen, Hasen und Hennen im Dorf und dem Markt mit Eseln, Alpakas, Schweinen, Pferden und Bos primigenius taurus (Milchvieh), macht auf den zweiten Blick Sinn. Ersteres wird meist gegessen, zweites sind Nutztiere.







Am Freitag sind wir dann aufgebrochen nach Sigchos, unserem Ausgangspunkt, um nach Quilotoa zu einem riesigen Kratersee zu wandern. Am Samstagmorgen sind wir von Sigchos nach Isinlivi gewandert, wo wir bereits gegen Mittag in unserer super Unterkunft ankamen. Hier auf der Wanderung ist im Preis meist Halbpension inbegriffen. Wir geniessen den freien Nachmittag um unsere Peruroute zu planen und den Lesestoff abzuarbeiten.

Tags darauf gehts weitere 12km nach Chugchilan. Die Gottheiten des Wetters sind uns erneut wohlgesinnt. Trotz des ungenauen Wegbeschriebs finden wir die Route ohne grosse Umwege. Von unserem Hostel aus sieht man bereits den Kraterrand des Quilotoa, der allerdings mehr wie eine Gebirgskette aussieht.




Gestern Morgen erklommen wir dann die letzten 1000 horizontalen Meter hinauf zum Kraterrand, wo es stark windete. Die Aussicht war wahrlich beeindruckend. Viel tiefer und umfangreicher als wir uns das erdacht haben, stellte sich der Krater dar.



Nach einer weiteren halben Stunde entlang dem Grat des Kraters erreichten wir kurz vor 14 Uhr Quilotoa, den Ort direkt am Kraterrand. Da wir so zeitig unser Ziel erreichten entschieden wir - entgegen unserem Plan - den Bus direkt nach Latacunga zu nehmen, wo wir einen Teil unserer Taschen zwischengelagert haben.

Es stellte sich als eine super Entscheidung heraus. In Lacatunga fand das Fest Mama Negra statt. Eine riesige Parade, die uns an einen Faschingsumzug erinnerte. Wie es der Zufall wollt, setzten wir uns gerade in ein Kaffee als der Umzug durch die Strasse davor rollt. Beste Unterhaltung also. Der Besitzer machte uns mit dem Brauch und seinem Ursprung bekannt. Es ist das Fest des Mondes, der Weichblickeit und der Fruchtbarkeit, soweit der Ursprung in der indigenen Kultur. Es gibt das Pendant dazu im Juni, wenn die Sonne und die Manneskraft gefeiert wird. Die Spanier haben dann noch mit dem mitgebrachten Katholizismus eine Prise heilige Jungfrau draufgegeben. Fertig ist das Fundament auf dem man offensichtlich gut tanzen und feiern kann. Wem das noch nicht reicht - beispielsweise uns Gringos - dem wird mit allerlei Selbstgebrauten nach geholfen. Das ist wirklich so. Jede Umzugsgruppe besteht aus Tanzenden, Kapelle und meistens einem Wahnsinnigen, der eine Konstruktion aus einer toten Sau, einigen gebratenen Hennen und Meerschweinchen, veredelt mit einigen Flaschen Gebranntem, stemmt.









Jede Gruppe hat Spiritusdelegierte - nicht zwingend erwachsene -, die die Mannschaft sowie die spalierstehenden Zuschauer mit allerlei suspekten Wassern versorgen. So steigt auch die Stimmung bei uns, unter Mithilfe unseres Gastgebers, der uns Canelazo reichte, und so wurde das eine oder andere Tanzbein geschwungen.



Der Rest ist Geschichte.

Dem aufmerksamen Leser ist nicht entgangen, das dieser Text ohne aufgesetzte Punkte auskommt. Das ist der spanischen Tastatur dieses Computers geschuldet.

Freitag, 14. September 2018

Südwärts

Ab Guatape gings stetig Südwärts. Erste Station war das Städtchen Salento. Im Grünen und umgeben von Hügeln und Wäldern genossen wir ein paar ruhige Tage. Höhepunkt war die Wanderung im Valle de Cocora. Hier wächst Kolumbiens Nationalbaum, die bis zu 60m hohe Wachspalme. Ausserdem gab es eine Pause beim Kolibrihaus, wo es, wie der Name schon verrät, hunderte Kolibris gab. Verpflegt wurden wir mit heisser Schokolade und Käse (der Käse wird in der Schokolade versenkt bis er weich ist und dann gegessen).


Von Salento aus erreichten wir nach einem Tag Busfahren Neiva, wo wir eine Nacht verbrachten, um am Nächsten Morgen in die Tatacoa Wüste zu reisen. Die Umgebung hatte sich komplett verändert und statt sattem Grün, gab es nur noch dürre, kahle Landschaften. Nachmittags spazierten wir durch die roten Steinformationen und Abends gab es eine Sternenhimmelführung in der lokalen Sternwarte. Wir konnten durch das Teleskop Saturn mit seinem Ring, Mars und Jupiter mit vier der 79 Monde beobachten. Ganz schön eindrücklich!



Um die Busreisen etwas zu unterbrechen, verbrachten wir zwei Tage in San Agustin, bevor wir nach Popayan fuhren. Dies stellte sich als gute Idee heraus, da die Fahrt nach Popayan Strapazenreich war. Die Strasse war in äusserst schlechtem Zustand, oft nicht asphaltiert und entsprechend ausgewaschen und schlammig. Zudem versperrte an jenem Tag ein Lastwagen nach einem Steinschlag die Strasse für 7 Stunden. Für uns bedeutete dies 2,5 Stunden Wartezeit. Schlussendlich benötigten wir für die 125km rund 8 Stunden. In Popayan erwartete uns jedoch ein nettes Hostel und eine hübsche Kolonialstadt.
Letzte Station vor der Grenze zu Ecuador war Ipiales. Dort trafen wir auch Adrians Cousine mit Freund, welche sich auch ein vergoldetes Busticket für die Grenzüberquerung erstanden hatten. Ipiales hatte nicht viel zu bieten, aber etwas aussethalb gibt es eine spektakuläre Kirche, welche über eine Schlucht gebaut wurde.

Nun war also der Tag gekommen, um die teuren Ausreisetickets einzulösen. Und es wurde eine komfortable Reise. Wir waren die einzige vier Gäste und wurden in einem Auto nach Quito chauffiert. An der Grenze ist zurzeit viel los, da sehr viele venezuelanische Flüchtlinge auf dem Weg nach Süden sind.
Abends erreichten wir Quito und bezogen eine Wohnung, um für ein paar Tage zu akklimatisieren. Die Höhe als auch die Kälte sind etwas gewöhnungsbedürftig..

Sonntag, 2. September 2018

Medellin

Das berühmt berüchtigte Medellin, das sich den Namen "gefährlichste Stadt der Welt" in den 80ern und 90ern Jahren redlich verdient hatte, und 2013 zur "inovativsten Stadt der Welt" (auch das redlich verdient) gewählt wurde, hat sich diese beiden Seiten der Medaille bewahrt.

Wir verbringen den ersten Tag bloss damit uns zu orientieren und uns zu organisieren. Am zweiten Tag machen wir einen Ausflug mit der Seilbahn zum Naherholungsgebiet Parque Arvi. Medellin liegt in einem Talkessel umgeben von dicht besiedelten Hügelhängen, den Comunas. Je ärmer die Familie ist, umso höher am Hügel ihre Hütte.



Am Montag nehmen wir an einer "Free Walking Tour" teil. Hier zeigte oder erklärte uns Giuliana die vielen Gesichter Medellins und Kolumbiens. Giuliana hat das Geschichtenerzählen an der Universität studiert und ist eine Meisterin ihres Faches. Mit Witz und jeder Menge Detailwissen führt sie uns durch Stadt, Geschichte und Gesellschaft. Als Kind der Zeit weiss sie wovon sie spricht, wenn sie erzählt, wie sie als Jugendliche auf dem Weg zur Uni über Blutlachen steigen musste. Sie ist, wie Paisas (Bewohner des Distrikts um Medellin) generell stolz auf den Wandel den Kolumbien aber speziell ihre Stadt Medellin durchgemacht haben. Und obwohl das Referendum gegen Korruption am Wochenende trotz über 90% Zustimmung um 400'000 Simmen an der 12 Mio. Stimmengrenze scheiterte, ist sie Zuversichtlich für die Zukunft.



Am folgenden Tag besuchen wir morgens die Iguanas im botanischen Garten und nachmittags die Comune 13, eines der gefährlichsten und am längsten von der Farc kontrolliertes Barrio. Auch heute gilt hier das Gebot der Vorsicht. Nebst einer heraugeputzten und mit Rolltreppen ausgestatteter Strasse regieren hier immer noch Banden und Touristen haben abseits der Rolltreppen nichts verloren. Allgemein stellt sich die Frage, ob Touristen in diesem Viertel was verloren haben. Trotz der schönen Grafittis, die ein wichtiger Teil des Wandels im Barrio sind, stellt sich die Frage, ob Tourismus hier eine Chance für Entwicklung ist oder Zynismus, wenn man bedenkt unter welchen Bedingungen die Leute hier Leben. Die Antwort ist auf keinen Fall einfach und Beides spielt hier mit. So richtig wohl ist uns so wie so nicht.



Am Abend dann ein weiteres Highlight. Wir gehen zum Fussballspiel Atletico Nacional gegen Atletico Tucuman aus Argentinien. Es ist das wichtige Rückspiel im Copa Liberadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League, und Atletico Nacional liegt 0-2 hinten. Die Stimmung in der beeindruckenden Arena ist mächtig. Es gab eine Blaskapelle, welche ohne Pause durchspielt und ein grünes, singendes Meer. Die Partie endet 1-0, zu wenig für eine richtige Party. Mit den Fangesängen im Kopf reisen wir am nächsten Tag weiter und sind nun in Guatapé.