Sonntag, 2. September 2018

Medellin

Das berühmt berüchtigte Medellin, das sich den Namen "gefährlichste Stadt der Welt" in den 80ern und 90ern Jahren redlich verdient hatte, und 2013 zur "inovativsten Stadt der Welt" (auch das redlich verdient) gewählt wurde, hat sich diese beiden Seiten der Medaille bewahrt.

Wir verbringen den ersten Tag bloss damit uns zu orientieren und uns zu organisieren. Am zweiten Tag machen wir einen Ausflug mit der Seilbahn zum Naherholungsgebiet Parque Arvi. Medellin liegt in einem Talkessel umgeben von dicht besiedelten Hügelhängen, den Comunas. Je ärmer die Familie ist, umso höher am Hügel ihre Hütte.



Am Montag nehmen wir an einer "Free Walking Tour" teil. Hier zeigte oder erklärte uns Giuliana die vielen Gesichter Medellins und Kolumbiens. Giuliana hat das Geschichtenerzählen an der Universität studiert und ist eine Meisterin ihres Faches. Mit Witz und jeder Menge Detailwissen führt sie uns durch Stadt, Geschichte und Gesellschaft. Als Kind der Zeit weiss sie wovon sie spricht, wenn sie erzählt, wie sie als Jugendliche auf dem Weg zur Uni über Blutlachen steigen musste. Sie ist, wie Paisas (Bewohner des Distrikts um Medellin) generell stolz auf den Wandel den Kolumbien aber speziell ihre Stadt Medellin durchgemacht haben. Und obwohl das Referendum gegen Korruption am Wochenende trotz über 90% Zustimmung um 400'000 Simmen an der 12 Mio. Stimmengrenze scheiterte, ist sie Zuversichtlich für die Zukunft.



Am folgenden Tag besuchen wir morgens die Iguanas im botanischen Garten und nachmittags die Comune 13, eines der gefährlichsten und am längsten von der Farc kontrolliertes Barrio. Auch heute gilt hier das Gebot der Vorsicht. Nebst einer heraugeputzten und mit Rolltreppen ausgestatteter Strasse regieren hier immer noch Banden und Touristen haben abseits der Rolltreppen nichts verloren. Allgemein stellt sich die Frage, ob Touristen in diesem Viertel was verloren haben. Trotz der schönen Grafittis, die ein wichtiger Teil des Wandels im Barrio sind, stellt sich die Frage, ob Tourismus hier eine Chance für Entwicklung ist oder Zynismus, wenn man bedenkt unter welchen Bedingungen die Leute hier Leben. Die Antwort ist auf keinen Fall einfach und Beides spielt hier mit. So richtig wohl ist uns so wie so nicht.



Am Abend dann ein weiteres Highlight. Wir gehen zum Fussballspiel Atletico Nacional gegen Atletico Tucuman aus Argentinien. Es ist das wichtige Rückspiel im Copa Liberadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League, und Atletico Nacional liegt 0-2 hinten. Die Stimmung in der beeindruckenden Arena ist mächtig. Es gab eine Blaskapelle, welche ohne Pause durchspielt und ein grünes, singendes Meer. Die Partie endet 1-0, zu wenig für eine richtige Party. Mit den Fangesängen im Kopf reisen wir am nächsten Tag weiter und sind nun in Guatapé.

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